Und dann beginnt das Paradies. Lyrik von Matthias Zarbock. Ausgewählt und herausgegeben von Waleska Schwandt. Berlin: Aktaion Edition, 2024. 44 S.
Erste Auflage, 50 nummerierte Exemplare

enthält: Wenn ich den Becher verschütte, Elefant, Universum, Schwur, Krieg, Sonntag, Improvisation, Paradies, Gespannte Sehne, Einsames Privileg, Einsames Privileg II, Hostie, Hostie II, Füchsin, Füchsin II, Einfaches Gedicht, Terra Nova, Melancholie, Blutdiebin, Improvisation II, Aktaion, Kurzprosa, Nerven behalten, Nachsaison an der See, Los! oder: voran!, Fussfolg, Ein Kind in Gedanken, Wie über Türmen von Alteisen und Blech, Lied, Ausbleibende Ankunft, Exzessive Ekstase, Bringeschuld, Die Zeit läuft ab, Ich halt mich nur auf!, Ein Gedicht aus der Hölle, Konjunktiv, Vom Zauberer, Du, Nacht, Negativ, Stille lernen, Nach dem Eisregen, Südlich von hier, Ich fange Glas, Du bist nicht willkommen

Preis in Deutschland und Österreich: 25 Euro (inkl. Porto und Verpackung), außerhalb: zzgl. Porto

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Leseprobe:

 

Paradies

Im Nachtlicht meiner Träume
Regnet es Champagner wie Küsse von Deinen Lippen
Im Schatten Deines Blicks
Sprühen Kristalle wie Berührungen Deiner Fingerspitzen

Beim Erwachen sehe ich Dein schlafendes Gesicht
Obendrein verkünden die Spatzen den Morgen, also
Schließe ich die Augen, um sie wieder und wieder zu öffnen
Schöner als jeder Traum: Du neben mir

 


Füchsin

Ich treffe Dich manchmal vor meinem Haus
Rotbraun und grau, wir erkennen uns am Fell
Ich halte Deinem forschenden Blick stand
Still suchst Du meine Angst

Bis Du Deiner Wege gehst
Oh, Wappentier meiner verwilderten Geliebten
Schmal und hungrig; man sagt, Du seist zahm
Sollt' ich Dich fassen, würd' ich Dich küssen

 


Füchsin II

In Dir steckt der Aasfresser,
Rotbraun glänzender Pelz über Verwesungslust.
Infernalischer Gestank zieht Dich an;
Säufst aus Pfützen, in die Du dann pisst.

Bei vielen Völkern gilt Deine Schlauheit
Oder Verschlagenheit als Quell von Legenden.
So siegst Du immer über die Ehrlichen und die Dummen,
So ziehst Du Leben aus jedem Tod.

 


Aktaion

Aktaion, Jäger mit sicherem Aug',
verlor seinen Jagdblick, seine Hunde selbst
sahen in ihm das Wild, das zu jagende,
einen Hirsch, nicht vertraut, seine Hörner zu brauchen.
Flüchtend gefangen, gerissen vom Rudel, glaubt er
noch nicht der Verwandlung, gewandelt
schon vom Spruch der Göttin,
die ihm die größere Jägerin blieb,
Herrin auch über das zu Jagende,
fähig, die Fährte zu legen
an seinen Hals,
eben noch der eines Mannes
und Wild schon, nahe den reißenden Hunden.
Aktaion, Zögling des Cheiron,
des tüchtigsten Jägers aller Kentauren,
dreist, Artemis beim Bade zu stören,
dreist auch, sich zu preisen den besseren Mörder,
ist nun - kaum gewahr der neuen Haut -
ein Opfer der eigenen Meute.
Glaubte sich nahe den Göttern
und blieb doch ihr Wild nur, gehetzt.
Glaubte, die Scham einer Göttin zu schauen,
da ward er zerrissen in fremdem Fell.
Geschickt spannte er einst seinen Bogen,
doch war es, als träfe ihn jetzt
mit der Schnelle des Gedankens
der Pfeil in die eigene Brust.